“welcome to the magic ballroom” Monika Ortmann – Ausstellung vom 28. März bis 21. Mai 2015
Eigenartige Wesen schweben durch den Raum. Überschlanke, grazile Gestalten, durchscheinend hängen sie an ihren Tentakelarmen tief herunter, so ins Extreme langgestreckt, dass sie ganz leicht den Boden berühren. Die geheimnisvollen Ankömmlinge seilen sich wie zu einem Stelldichein ab. Sie kommen, um zu tanzen. “Welcome to the magic ballroom” lautet die Einladung von Monika Ortmann, die uns damit auffordert, uns auf dieses `lautlose Spektakel´einzulassen. Wir können uns unter diese Figuren mischen, die mit ihren weit aufgespannten Reifröcken und ihren hochhackigen Tanzschuhen einen wahrlich magischen Auftritt vorbereiten. Jeden Moment, so scheint es, könnte das Klack-Klack der Schuhe auf dem harten Fußboden beginnen. Aber noch ist alles ruhig. Höchstens eine leichte Bewegung, ein Schwanken im Luftzug. Die Installation “Welcome to the magic ballroom” hat etwas Theatralisches. Sie ist mit Tanztheater und Performance verwandt, und so nimmt es nicht wunder zu erfahren, dass Monika Ortmann auch in der performativen Kunst zu Hause ist und im Rahmen ihrer Ausstellungen häufig Tanzperformances von professionellen Tänzern aufgeführt werden. Davon zeugen zwei eindrucksvolle Beispiele, die in dieser Ausstellung per Video übertragen werden. Monika Ortmanns Formensprache legt figurative Bezüge nahe, die mit sprechenden Details betont werden. Es sind kreatürliche Wesen, die bei genauerer Betrachtung ganz unterschiedliche Charaktere vorstellen, vielleicht auch unterschiedliche Lebensalter – alte, junge, gerade erst sich formende oder pompös aufgeplusterte Exemplare lassen sich von einander unterscheiden. Diese Wesen befinden sich tatsächlich in einem Zustand “dazwischen”: zwischen oben und unten, zwischen der diesseitigen und einer jenseitigen, unbekannten Welt. Nach Art der Kunst erlauben sie uns einen Blick in eine andere Wirklichkeit. Sie geben uns eine Ahnung davon, dass die ausschließlich praktische Sicht auf die Dinge einen wesentlichen Teil ausblendet, den Bereich der unbewusst wirkenden Mechanismen, der psychischen Befindlichkeiten und unterschwelligen Inhalte. Monika Ortmann greift bei ihren Szenarien auf einen Werkstoff zurück, der bereits durch die Doppelrolle als funktionales, im Alltäglichen verankertes Material und einer hohen symbolischen Aufladung gekennzeichnet ist – Die Künstlerin arbeitet mit Nylonstrumpfhosen und das seit den 1970er Jahren. Seitdem blicken wir auf zum Zerreißen gespanntes Gewebe, dunkle Zwickel, sich überlagernde Transparenzen, die eine starken erotischen Aspekt in die Arbeiten einfließen lassen. Weiche, organische Formen und das Spiel zwischen Öffnen und Schließen tauchen auch in Monika Ortmanns Tafelbildern immer wieder auf. Hier bearbeitet sie das Material derart, dass sich ausgesprochen reizvolle graphische Strukturen ergeben. Im bewussten Gestalten mit Laufmaschen und Löchern und den Überlagerungen mehrerer Schichten findet sie zu unglaublich differenzierten Strukturen. Gelegentlich, wie bei den Embryobildern, stellen sich durch eingestickte kleine Zeichnungen erzählerische Bezüge her.